Autoren dieses Artsteckbriefes: Bernd Cegielka , Henrik Stoehr
Brachytron pratense (O.F. Müller, 1764)
Arten der Gruppe |
In Europa gibt es in der Gattung Brachytron nur 1 Art. |
Verbreitung |
Verbreitungsschwerpunkte bilden Mittel- und Osteuropa, nach Norden und Westen erstreckt sich das Areal bis Südskandinavien und zu den britischen Inseln, die südliche Grenze verläuft von den Pyrenäen zum mittleren Balkan und der Nordküste des Schwarzen Meeres. Die Art fehlt in Afrika und besiedelt Asien nur im ponto-kaspischen Gebiet (Peters 1987). |
Lebensraum |
Stillgewässer, Gräben und strömungsarme tiefe Fließgewässer mit gut entwickelten und strukturreichen Großröhrichten. Häufig werden ausgeprägte, besonnte Flachwasserzone mit extensiver Nutzung (Teiche, Altwässer, Weiher, Biberstaue) bevorzugt. In der Reifezeit häufig auf Freiflächen zwischen Gehölzbeständen jagend.. |
Ökologie und Lebensweise |
Der Frühe Schilfjäger erreicht Flügelspannweiten von sieben bis acht Zentimetern und eine Gesamtlänge von knapp sechs Zentimetern. Die Schlupfzeit der stark synchronisierten Emergenzperiode beginnt in Mitteleuropa bereits Ende April und zieht sich bis Mitte Mai hin. Die Flugzeit des Frühen Schilfjägers liegt entsprechend zwischen Mai und September. Während dieser Zeit kann man die Art an stehenden und langsam fließenden Gewässern antreffen, wobei die Männchen meistens in geringer Höhe über dem Wasserspiegel durch hochwüchsige Wasserpflanzengürtel fliegen und in Vegetationslücken nach Weibchen suchen. Oft bleiben sie dabei im schwirrflug in der Luft stehen. Die Paarung wird im Flug eingeleitet und findet ebenfalls hier oder auf dem Boden statt. Zur Eiablage setzt sich das Weibchen ohne Begleitung des Männchens waagerecht auf aufgeweichte, schwimmende oder angefaulte Pflanzenteile, in die sie die Eier einsticht; lebendes Pflanzenmaterial wird nur sehr selten verwendet. Die Larven leben in der Vegetation der Gewässer, gerne in Wurzelwerk und submers verzweigten Pflanzen. Sie brauchen für ihre Entwicklung zwei bis drei Überwinterungen (Münchberg 1930). |
Hilfe zur Bestimmung |
Anisoptere mit gedrungener und kurzflügeliger Erscheinung mit auffälliger, starker Behaarung an Brust (Thorax) und den vorderen Abdominalsegmenten. Das Abdomen zeigt eine den Aeshna-Arten vergleichbare mosaikartige Fleckung, die beim Männchen schwarz-blau bzw. beim Weibchen schwarz-gelbgrün ist. Der Thorax ist seitlich grünlich mit 2 schmalen dunklen Linien; im vorderen Bereich bei alten Weibchen überwiegend dunkel rötlich-braun, während das Männchen und unausgefärbte Tiere breite, helle Antehumeralstreifen aufweisen. Im Vorderflügel zwischen den Adern Rs und Rspl eine Zellreihe, selten mit Verdoppelungen. Zwischen Ader M3 und M4 nur eine Zellreihe. |
Ähnliche Arten |
Von der Färbung ähnlich der blaugrünen Mosaikjungfer, allerdings deutlich kleiner. Meistens schlüpfen die ersten Aeshna cyanea wenn Brachytron bereits verschwunden ist. |
Taxonomische Anmerkungen |
Brachytron pratense (Müller, 1764); der deutsche Name lautet Kleine Mosaikjungfer oder Früher Schilfjäger. Bei der Erstbeschreibung im Jahr 1764 wurde das Weibchen als Libellula hafniensis, das Männchen als Libellula pratensis beschrieben. Daher findet man auch häufig die Bezeichnung Brachytron hafniense (Müller). |
Wissenswertes |
Der Frühe Schilfjäger ist mit die erste Großlibelle, die im Frühling erscheint. |
Gefährdung & Schutz |
Gefährdung durch Nährstoffeintrag und Hypertrophierung von Gewässern, Schädigung von Röhrichten und Verlandungszonen durch überhöhten/ unangepassten Fischbesatz, Schnitt oder Entnahme, starke Beschattung durch Ufergehölze, Verlandung, Grundwasserabsenkung. Alle in Deutschland vorkommenden Libellen sind nach Bundesnaturschutzgesetz (§ 10 Abs.2 Nr. 10 b BNatSchG [2002], FFH Anhang IV-Arten) und durch die Bundesartenschutzverordnung (§ 1 BArtSchV 2005] in Verbindung mit § 10 Abs. 2 Nr.10c BNatSchG, übrige Arten, besonders geschützt. Es ist deshalb verboten, ihnen nachzustellen, sie zu fangen, zu verletzen, zu töten oder ihre Entwicklungsformen der Natur zu entnehmen (§ 42 Abs. 1 Nr.1 BNatSchG). |
Literaturhinweise |
Bellmann, Heiko (1993): Libellen, beobachten und bestimmen. Augsburg (Naturbuch Verlag).Brockhaus, Th. et al. (2015): Atlas der Libellen Deutschlands, Bd. 2 - Libellula Supplement 14. Bremen: GDO. |