Autoren dieses Artsteckbriefes: Bernd Cegielka , Henrik Stoehr
Coenagrion scitulum (Rambur, 1842)
Arten der Gruppe |
In Mitteleuropa gibt es in der Gattung Coenagrion 9 Arten, 4 weitere Arten existieren in Nord-, Ost- bzw. Südeuropa. |
Verbreitung |
Coenagrion scitulum ist eine holomediterrane Art, die vor allem im nördlichen Mittelmeergebiet, aber auch in Nordafrika, Ungarn, Südpolen und Österreich vorkommt. In Deutschland vorwiegend im Rheintal vertreten. |
Lebensraum |
Sie ist an vegetationsreichen, mehr oder weniger stark fließenden Flüssen, Bächen und Gräben sowie Stillgewässern, Überflutungs- und Grundwassertümpeln, Seen Mooren und Sümpfen zu finden. Sie ist eine typische Auenart. |
Ökologie und Lebensweise |
Die Imagines halten sich während der Reifezeit meist in Gewässernähe auf und treten am Fortpflanzungsgewässer nicht wie bei anderen Kleinlibellenarten in Massen auf, sondern zumeist nur in geringer bis mäßiger Anzahl. Die Eiablage findet nach dem Coenagrion-Typ statt, d.h. mit senkrecht auf dem Weibchen stehenden Männchen. Die Eier werden in Reihen in pflanzliches Gewebe gestochen. Die Larven leben in Ufernähe zwischen dichten Wasserpflanzenbeständen und sind sehr aktiv. Die Larvalentwicklung ist in einem Jahr abgeschlossen. Der Schlupf findet hauptsächlich an senkrechter Vegetation statt. |
Hilfe zur Bestimmung |
Besonders die Männchen fallen durch ihre geringe Körpergröße auf. Das Zeichnungsmuster am 2.Hlb.-Segment erinnert stark an das von Coenagrion mercuriale (Helm-Azurjungfer). Aber diese Gabel-Zeichnung am 2.Hlb-Segment sowie die anderen Zeichnungen am Hinterleib sind sehr variabel. Deshalb sollte die Bestimmung nach den Hinterleibsanhängen erfolgen. Obere Hlb-Anhänge der Männchen am Ende stark nach innen gebogen, kürzer als die Hälfte von Segment 10. Der Hinterrand der Vorderbrust von oben in der Mitte leicht ausgezogen. Weibchen fallen durch ihre blaue Hlb-Färbung auf, insbesondere mit der Zeichnung auf Hinterleibsegment S8. Sehr auffällig (besonders bei jüngeren Tieren) ist außerdem die gelbe Färbung der Augenunterseite. Bei beiden Geschlechtern ist die Färbung der Flügelmale auffallend hell, manchmal bräunlich. |
Ähnliche Arten |
Wie alle Coenagrion-Arten sind die Männchen am sichersten an der Gestalt der Hlb-Zangen, die Weibchen am Hinterrand des ersten Brustsegmentes (Prothorax) zu erkennen. Es empfiehlt sich dafür einen Bestimmungsschlüssel wie Libellen, Dr. Arne Lehmann/Johann Hendrik Nüß (2015), Verlag DJN Deutscher Jugendbund für Naturbeobachtung zu verwenden, der sehr leicht verständlich und sehr preiswert zu erwerben ist. |
Taxonomische Anmerkungen |
Coenagrion scitulum (Rambur, 1842); der deutsche Name lautet Gabel-Azurjungfer. |
Gefährdung & Schutz |
In thermisch begünstigten Regionen kann durch Schaffung und Erhalt submerspflanzenreicher Flachgewässer in Kiesgruben und dgl. die Ansiedlung der Art erleichtert werden. Gefährdungsursachen sind Verfüllung von Flachgewässern in Schottergruben oder Umbau der Gewässer zu Angelteichen. Alle in Deutschland vorkommenden Libellen sind nach Bundesnaturschutzgesetz (§ 10 Abs.2 Nr. 10 b BNatSchG [2002], FFH Anhang IV-Arten) und durch die Bundesartenschutzverordnung (§ 1 BArtSchV 2005] in Verbindung mit § 10 Abs. 2 Nr.10c BNatSchG, übrige Arten, besonders geschützt. Es ist deshalb verboten, ihnen nachzustellen, sie zu fangen, zu verletzen, zu töten oder ihre Entwicklungsformen der Natur zu entnehmen (§ 42 Abs. 1 Nr.1 BNatSchG). |
Literaturhinweise |
Bellmann, Heiko (1993): Libellen, beobachten und bestimmen. Augsburg (Naturbuch Verlag).Brockhaus, Th. et al. (2015): Atlas der Libellen Deutschlands, Bd. 2 - Libellula Supplement 14. Bremen: GDO. |