Schwebfliegen finden sich in allen unseren
mitteleuropäischen Lebensräumen: Von landwirtschaftlich genutztem Land sowie
Parks und Gärten über naturnahe bis in unberührte Lebensräume; von Offenland
bis in Wälder, vom Tiefland bis ins Hochgebirge.
Die verschiedenen Lebensräume haben ihre
charakteristische Schwebfliegenfauna. Dies hauptsächlich deswegen, da die
Larven oft sehr spezialisierte Ernährungsweisen haben und sich die Adulttiere,
obschon meist gute Flieger, selten weit davon entfernen. Nichts desto trotz
legen einige Arten auch weite Strecken zurück, die durch halb Europa und über
die höchsten Alpenpässe führen. Diese Wanderschwebfliegen besiedeln durch
ihr Zugverhalten ein großes Gebiet und sind in vielen Lebensräumen zumindest
als Durchzügler zu finden. Es ziehen eigentlich nur Arten, die als erwachsene
Tiere überwintern können. Die meisten Schwebfliegenarten wandern hingegen
nicht. Sie führen höchstens kleinräumige Ausbreitungsflüge durch.
Den in unseren Breiten an Schwebfliegen
artenreichsten Lebensraum stellen naturnahe bzw. natürliche Wälder mit ihrer
strukturierten vertikalen Ausbreitung vom Boden bis in die Baumkronenschicht
dar. Von der Kraut- über die Strauch- bis in die Baumschicht bieten sich den
Arten vielfältige Habitate zur Nahrungsaufnahme oder Balz und Lebensräume für
die Larven, die teilweise sehr spezielle Ansprüche haben. Die Verfügbarkeit von Larvalhabitaten
bestimmt maßgeblich das Vorkommen einer Art. Alte und überalterte Bäume mit
ihren mannigfaltigen Strukturen bieten einer Vielzahl an Arten
Larvenlebensraum. Da solche Bäume im Kulturland oder Wirtschaftswald aber oft
entfernt werden, werden die an sie gebundenen Arten negativ beeinflusst.
Charakteristisch für alte Wälder sind Arten, die als Larven weiches Totholz,
Mulmhöhlen oder Schleimflüsse an Baumstämmen bewohnen. Dazu zählen z.B. Arten
der Gattungen Brachyopa, Brachypalpus, Callicera,
Ferdinandea, Mallota, Myolepta, Temnostoma oder Xylota.
Einen ganz anderen Lebensraum stellen
Feuchtgebiete dar. Sie sind offen und stark von Wasser beeinflusst. Hier findet
man offenes Wasser, Röhricht, Torfmoosgesellschaften, Feuchtwiesen sowie
Auwald. Diese feuchten bis nassen Lebensräume eignen sich gut für die
dünnhäutigen Fliegenlarven, ist doch die Luft- oder Umgebungsfeuchtigkeit hoch.
Für untergetaucht lebende Larven fällt der physiologische Druck der
Verdunstungsregulation gänzlich weg. Sie müssen jedoch einen Weg finden, um an
Luftsauerstoff zu gelangen. Hierzu haben sie tw. einen langen Anhang am
Körperende entwickelt, mit dem sie einem Schnorchel gleich Luft von der
Wasseroberfläche atmen können (sog. „Rattenschwanzlarven“). In diese Kategorie
fallen etwa Arten der Gattungen Eristalinus, Eristalis, Helophilus oder Anasimyia. Manche Larven leben an untergetauchten
Teilen von Pflanzen, andere unter verrottendem Material, manche auf diversen
Oberflächen und andere im Schlamm. Die Larven von Melanogasterbohren mit ihrem verhärteten
Hinterleibsanhang sogar Wasserpflanzen an, um Luft aus denen luftführenden
Kanälen zu atmen. Wie in allen Schwebfliegenlebensräumen gibt es aber auch hier
spezialisierte Pflanzen fressende und räuberische Larven.
Der Übergang von nassem bzw. feuchtem zu
frischem Offenland ist fließend. Landwirtschaftlich geprägt sind unsere Wiesen
und Felder hauptsächlich Heimat von Arten mit räuberischen Larven, die
Blattläuse an krautigen Pflanzen jagen. Melanostoma, Platycheirus, Sphaerophoriaoder Syrphus sind häufige Gattungen. Die auf Wiesen zu findende
Blütenvielfalt lockt auch Arten aus größeren Distanzen an. Je strukturreicher
die Umgebung ist (Hecken, Feldgehölze), desto mehr Arten kommen vor. Dies gilt
auch für Parks und Gärten, wo sich durchaus seltene Arten blicken lassen können.
Warme, trockene Gebiete schließlich
beherbergen Arten, die Strategien entwickelt haben, um unter diesen
herausfordernden Bedingungen - hohe Sonneneinstrahlung und Trockenheit -
überleben zu können. Südhänge und offener Boden heizen sich bevorzugt auf. Die
Larven der hier lebenden Schwebfliegen leben meist verborgen. Jene von
Vertretern der Gattungen Eumerus und Merodon leben in Zwiebeln einkeimblättriger Pflanzen, jene von
Blattläusen nachstellenden Arten oft unter dem Erdboden an Wurzelläusen (Pipizella, Paragus, Xanthogramma).
Zusätzlich erwähnt seien noch
Gebirgsregionen, in welchen zwar die oben erwähnten Lebensräume ebenfalls
auftreten können, diese jedoch immer den härteren Bedingungen ausgesetzt, die
Gebirge auszeichnen: Niedrigere Temperaturen, höhere UV-Einstrahlung, spätere
Schneeschmelze und eine kürzere Vegetationsperiode. Hier gibt es angepasste
Gebirgsspezialisten, u.a. auch ein paar Alpenendemiten. Neben reinen
Gebirgsbewohnern wandern im Sommer auch Tieflandarten in höhere Regionen, um
von der Blütenvielfalt zu profitieren.
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